(1240) +++ Kunstrevolution (XVII) +++ Gewidmet der Märtyrer-in Hypatia aus Alexandria. Jeder Mensch ist eine Künstler-in! Jeder Mensch muss in der Kontingenz, in dem poetischen Raum der ‘ästhetischen polis‘, wo die ‘Notwendigkeit des Daseins’ aufgehoben und gleichzeitig seine ‘Möglichkeit’ gegeben ist, überleben! Die ‘Notwendigkeit’ wird mit der Kunst in der ‘praxis’ erzwungen und die ‘Möglichkeit’ in der ‘Imagination’ durch die ‘wahre Wirklichkeit’ in der ‘Inhärenz’ erprobt. Im Anschluss daran wird es sich in der ‘gewalttätigen Realität’ zeigen, ob diese in der ‘praxis’ geneigt ist, die ‘Poetik’ auch dauerhaft in der ‘hyletischen Materie’ zu verankern.
Die Performance Art der “Argonautik” am Mittwoch, den 27/02/19, in Essen-Rüttenscheid, ist genau diese ‘Umstülpung’: Endlich kann die ‘totalexistierende Individualität’ dort am “Stern” wieder das Anliegen der Göttin Athene den dort anwesenden Bürger-innen mit dem gewohnten Papp-Plakat vermitteln. Gegen 12.30 Uhr erreicht sie in ihrer kunstrevolutionären Funktion als ‘Poesieberater’ den Bereich, der sich für eine überdachte, nach allen Seiten offene ‘Volkshalle’ (‘folkwang’) eignen würde: der ‘AGORA’ in der Mythologie “Sonne und Erde”. Auf der angrenzenden Straßenbahn-Haltestelle findet das lebendige, außerparlamentarische Symbol für eine ‘ästhetische polis’ wie immer zuerst seinen Standplatz. Folgender Text kann von allen Seiten weithin sichtbar auf dem hochgehaltenen Requisit gelesen werden: (a) “Seien Sie kein Nazi! Verhindern Sie grünliberale Kriegshetze!”, (b) “Seien Sie kein Nazi! Verhindern Sie grünliberales Framing!” Und, wie entwickelte sich die Erlebnis-Ästhetik?
Tatsächlich spricht ein junger Arbeiter ‘Kigan Thorix’ an! Nein, erklären kann er ihm das Kunstwerk, das er in seiner Gänze darstellt, prinzipell nicht. Die begriffliche Erkenntnis ist zwar auch beteiligt, doch auch die sinnliche muss hinzugezogen werden, damit sich im besten Falle ein Spiel beider einstellt. “Ich bin ein Kunstwerk und will auch als ein solches angeschaut werden”, antwortet die Instanz des “hybriden Mischwesens” (Latour) . Nachdem der ‘Polit’ der ‘ästhetischen polis‘ in der ‘gewalttätigen Realität’ einen weiteren Teil seines Auftrittes, ein rotes Tuch, zum Vorschein brachte und dieses oberhalb des linken Knies befestigte, verließ er den Ort zwischen den Ampeln. Wird er nun den breiten Bürgersteig an der Verkaufszeile mit Kreide beschriften, wo “Edeka”, “DM” und “Aldi” sich niedergelassen haben?
Da die “Werkstatt für ein ganzheitliches Bewusstsein” überall dort zu finden ist, wo auch die Ästhetik praktisch wird, entscheidet sich der Botschafter aus ‘Neu-Weimar’ dazu, im nächsten Schritt genau das dem Gang entlang der Rüttenscheider Straße vorzuziehen. Nach der offensiv gezeigten Präsenz soll das Attribut mit dem Namen ‘AGORA’ eingerichtet werden, gefolgt von einer poetischen Inbesitznahme der von “Fahrrad-Theologinnen” mit sozialfaschistischer Gewalt beanspruchten “Rü”. Der Rückweg führt dann wieder über die ‘AGORA’ zurück zur jenseits von Raum und Zeit befindlichen romantisch ironischen ‘Imagination’. Gab es eine Gelegenheit für die ‘Propyläen-Gespräche’ in denen die Kunst sich “an Kunst als Kunst orientierte”. 1)
Nun, ja und nein. Da im Gegensatz zu Kant und Hegel Goethe von der Evolutionsfront ausgeht, wenn er das Unbedingte und das Bedingte im Weltphänomen gleichzeitig im Hier und Jetzt erkennt, an der jeder Mensch steht, auch wenn ihm das nicht vollbewusst ist, war auch die Kommunikation doppelbödig. “Nein, den Kommunismus wird es immer geben und das Vorurteil eines blutrünstigen Maoismus ist schnell erkannt. Selbstverständlich will auch die ‘Kunstrevolution’ eines Mao Zedong voraussetzungslos angenommen werden. Diese Antwort musste ein Mann hören, der zuerst fünfmal mit der Aussage konfrontiert wurde: “Ich bin ein Symbol!” Möglicherweise zeichnete er mit einem Aufnahmegerät alles auf und auch danach filmte er die Kunstaktion, obwohl der Künstler ihm das vorher untersagte. Ist er nicht die gleiche Person gewesen, die ihm gemeinsam mit einer ältern Frau im letzten Jahr ein Plakat entwendet haben?
Wieder an der ‘AGORA’ angelangt erläutert der Kämpfer für Gerechtigkeit und Entwicklung einem heterosexuellen Paar die Zeichenfolge “KPD (Maoisten)” anhand eines Punktes. Die Einheit sei genauso wichtig wie die Vielfalt, da diese ohne jene durch das Recht des Stärkeren zu einer Apartheid führe. Dann bemerkte jener den Wasseranschlag auf die mit Kreide umverteilte Sinnlichkeit. Warum kann man nicht abwarten, bis die nihilistische Natur selbst ikonoklastisch zugeschlagen hat? Warum kann man die verlebendigende Tätigkeit nicht als eine Bereicherung für den Stadtteil, für die Geschäfte ansehen? Schnell eilt der Künstler in das angrenzende Restaurant und fragt dort nach der Verursacher-in der Zerstörung. “Wir dürfen das”, bekommt er zur Antwort. “Wir haben den Boden gemietet!” “Ok, dann veröffentliche ich den rabiaten Vorgang indirekt, indem ich ebenfalls mit Kreide auf den mutwilligen Gewalt-Akt hinweise!” Zum Schluss fällt noch während des Malvorganges die Bemerkung an die Weltöffentlichkeit: “Wer Kunst zerstört, der bringt auch Menschen um!” Dies deshalb, weil mit jeder Kunst der diese hervorgebringende Mensch dauerhaft anwesend ist. Wird jene zerstört, dann zieht sich auch das Leben zurück, das ebenfalls gegenwärtig war! (wird fortgesetzt)
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1) “Kunst als menschliche Praxis. Eine Ästhetik” von Georg W. Bertram. Suhrkamp, 2018, 2. Auflage, Berlin. Seite 61.

Das Attribut der AGORA ist dort, wo die kunstrevolutionären Maoisten antioligarchischen Widerstand leisten!

Die Titaniden und Titanen, die Olympier-innen und alle Helfer-innen der moralischen Evolution sind tieftraurig! Wer ist verantwortlich für diesen ikonoklastischen Anschlag?

Nicht das Recht des Stärkeren in der linearen Zeit, nicht das bloß imitierende Ritual, sondern erst die ästhetisierende Kunst ist das menschenwürdige Ideal, welches die ewige Wiederkehr des Gleichen durch den Sprung in eine andere Epoche überwindet!